Nachrichten aus Tschechien und der Slowakei vom 26.08.2003

Quelle: Monitor-Dienst Osteuropa der Deutschen Welle


Gedenkfeier für politische Häftlinge im berüchtigten slowakischen Gefängnis Leopoldov


Bratislava, 25.8.2003, RADIO SLOWAKEI INTERNATIONAL, deutsch

An den Mauern des Gefängnisses im westslowakischen Leopoldov hat am vergangenen Wochenende ein Pietätsandenken an die vom kommunistischen Regime ungerecht Gefangengehaltenen stattgefunden. In diesem Gefängnis wurden neben den Zehntausenden von Slowaken auch viele Tschechen arrestiert. Kein Wunder also, dass während des Andenkens nach der slowakischen auch die tschechische Staatshymne erklang.

Das Gebäude der Haftanstalt in Leopoldov war ursprünglich eine antitürkische Renaissance-Festung. Während der napoleonischen Kriege diente es als Lagerraum. Im Revolutionsjahr 1848 wurde die Festung vom kaiserlichen Heer besetzt. An der Mauer wurden die slowakischen Freiwilligen Viliam Sulek und Karol Holuby hingerichtet. Sechs Jahre später wurde die Festung zur staatlichen Haftanstalt umgebaut. Diesem Zweck dient sie bis heute.

Die Zeitzeugen behaupten, dass noch vor 1950 Leopoldov ein für die damalige Zeit humanes Gefängnis war. An den Zellenwänden durften z. B. Kruzifixe, Bilder der Heiligen oder ein Bild von Milan Rastislav Stefanik hängen. Doch als der neue „volksdemokratische“ Gefängnisdirektor kam, sagte er, die neue Zeit habe neue Heilige, und verbot beliebige Religionsäußerungen. Trotzdem wurden dort von den gefangengehaltenen Bischöfen und Priestern die Gottesdienste heimlich gehalten.

Am diesjährigen feierlichen Gottesdienst in Leopoldov, der vom Bischof der Streitkräfte Frantisek Rabek zelebriert wurde, nahmen der Justizminister Daniel Lipsic, der Innenminister Vladimir Palko, der Chef des Geheimdienstes Ladislav Pittner sowie etwa 200 ehemalige politische Häftlinge teil.

Eine Gedenktafel am westlichen Tor des Gefängnisses enthüllte noch im August 1999 der ehemalige Justizminister und selbst ein Politischer Jan Carnogursky. Die Tafel soll an die 70 000 politischen Häftlinge erinnern, die in Leopoldov in den Jahren 1948 – 1989 gefangengehalten wurden. (TS)