Nachrichten aus Tschechien und der Slowakei vom 07.10.2003

Quelle: Monitor-Dienst Osteuropa der Deutschen Welle


In Polen wird immer weniger investiert - Ausländische Geldanleger bevorzugen jetzt Tschechien und die Slowakei

Warschau, 4.10.2003, RZECZPOSPOLITA, poln.

Die Gesamtsumme der Direktinvestitionen in Polen belief sich im ersten Halbjahr 2003 auf 2,5 Milliarden US-Dollar und war um 700 000 Millionen Dollar niedriger als vor einem Jahr.

Aus den Schätzungen der Polnischen Agentur für Informationen und Ausländische Investitionen (PAIiIZ) geht hervor, dass im ganzen Jahr 2003 Direktinvestitionen in Höhe von ca. 5,5 Milliarden US-Dollar zu erwarten seien. Im letzten Jahr hingegen wurden in Polen Direktinvestitionen getätigt, deren Gesamtwert sechs Milliarden Dollar überstieg.

Nach Meinung des Vorsitzenden der Agentur für Informationen und Ausländische Investitionen, Andrzej Zdebski, ist diese Situation durch die schlechte Wirtschaftslage bedingt sowie durch die Tatsache, dass der Privatisierungsprozess nicht fortgesetzt wurde. Eine weitere Ursache dafür sei aber auch die viel größere Konkurrenzfähigkeit und Aktivität anderer Staaten unserer Region. Zur Zeit ist der Wert der Pro-Kopf-Investitionen in Polen um 50 Prozent geringer als in Tschechien und in der Slowakei.

Im ersten Halbjahr 2003 wurden die meisten Investitionen in Polen von Firmen aus Holland, Deutschland und Österreich getätigt. Die Franzosen belegen schon seit 1990 den ersten Platz hinsichtlich der Höhe der Direktinvestitionen in Polen.

Andrzej Zdebski sagte gegenüber der Zeitung "Rzeczpospolita", dass sich die gewünschte Summe der Direktinvestitionen in Polen auf acht bis zehn Milliarden US-Dollar belaufen solle: „Ich denke, dass wir dieses Niveau in den Jahren 2005 und 2006 erreichen werden“, sagte Andrzej Zdebski. Er kündigte außerdem auch Veränderungen innerhalb der Agentur an, die in Zukunft eine Regierungseinrichtung sein wird und über einen großen Etat verfügen und eine neue Strategie entwickeln wird. (Sta)

Slowakei verlangt fünf Änderungen an der EU-Verfassung

Bratislava, 6.10.2003, RADIO SLOWAKEI, deutsch

Trotz Meinungsverschiedenheiten ist die erste Runde der Regierungsverhandlungen über die EU-Verfassung, die am Samstag (4.10.) in Rom stattfand, ruhig abgeschlossen worden. Die Staats- und Ministerpräsidenten der bald 25 EU-Länder deuteten zwar an, dass es zu einem großen Kampf um die künftige Gestaltung der Union kommen wird, doch sie diskutierten schließlich geduldig die Streitpunkte des EU-Verfassungsentwurfes.

Der slowakische Premier Mikulas Dzurinda präsentierte die von der Regierung eingenommene Stellung. Fünf Änderungen an der EU-Verfassung will das Land erreichen: Erhaltung des Rechtes auf einen eigenen EU-Kommissar, Änderung des Entscheidungssystems, in dem die größeren Mitgliedsstaaten die Oberhand bekommen, Anerkennung des Vetorechts für das Land, die Klärung des rotierenden EU-Vorsitzes und schließlich die Verankerung der Erwähnung über die christlichen Werte in der Präambel der EU-Verfassung.

"Die Zeit wird zeigen, was uns durchzusetzen gelingt," sagte Premier Dzurinda nach den Verhandlungen in Rom. Er sei zuversichtlich, dass die Forderungen der kleinen Länder nach einem Kommissar mit Stimmrecht gehört werden. Diese Forderung gilt allerdings als die wichtigste, deren Erfüllung die slowakischen Politiker ohne Rücksicht auf ihre Parteiangehörigkeit erreichen wollen. Die Diplomaten bestätigen, dass die Mehrheit der Staaten auf einen Kompromiss eingehen wird. (fp)

Erstes Roma-Gymnasium in der Slowakei eröffnet

Bratislava, 6.10.2003, RADIO TWIST, slowak.

In (der ostslowakischen - MD) Stadt Kosice ist das erste Roma-Gymnasium eröffnet worden. Obwohl privat, wird es vollständig vom Staat finanziert. Die Direktorin der Schule Anna Koptova sagte uns folgendes:

"Da wir nur Schüler aus ärmeren Familien hier haben, gibt es keine Gebühren. Mit anderen Worten, die Schüler brauchen keine Schulgebühren zu zahlen. Daher (wegen der materiellen Verhältnisse der Schüler - MD) kann die Schule Geld vom Staat erhalten. Diese Mittel decken ihre Ausgaben zu 100 Prozent." (TS)