Deutsch- Tschechische und -Slowakische Gesellschaft e.V.

Barbarossaplatz 2 // 50674 Köln // Tel: 0221 - 23 98 01 // Fax 0221 - 21 44 86 

Rezensionen

TSCHECHISCHE GEGENWARTSLITERATUR

Josef Hruby DIE NETZE Gedichte

Zdenka Fantlová: "IN DER RUHE LIEGT DIE KRAFT", SAGTE MEIN VATER

DEUTSCH- TSCHECHISCHE BEZIEHUNGEN. Arbeitstexte zur politischen Bildung

EUROPÄISCHE UNION, DEUTSCH- TSCHECHISCH

Mila Haugova: Kahlfrieren. / Das innere Gesicht

MITEINANDER / SPOLECNE
Arbeitshilfe für deutsch-tschechische Jugendbegegnungen
(zweisprachig)

Deutsch - Tschechischer / Cesko -Nemecký Almanach 2000

Sylvia Schroll-Machl & Ivan Nový:
Perfekt geplant oder genial improvisiert?: Kulturunterschiede in der deutsch-tschechsichen Zusammenarbeit
 

TSCHECHISCHE GEGENWARTSLITERATUR
Sonderheft des Passauer Pegasus 14. Jg. (1996), Heft 27/28
hrsg. von E. Ecker, K.Krieg und B. Setzwein, 322 S. DM 20,-
Zu beziehen über Karl Krieg, Tel: 0851/56 189

Bereits 1996 ist als Sonderheft ein umfangreicher Band mit und über tschechische Gegenwartslitaratur erschienen. Im ersten Teil geben Essays u.a. von Tomaš Kafka, Peter Becher, Peter Kurzeck u.a. einen Überblick über verschiedene Fragen der tschechischen Gegenwartsliteratur. Im zweiten Teil werden aktuelle Werke, Gedichte und Erzählungen, junger, aber auch altbekannter Autoren geboten. Unter ihnen Ivan Klíma, Jiri Krachtovil, Michal Viewegh, Karel Kryl, Jaroslav Seifert, Jáchym Topol und Vladimir Holan. Zu einigen Autoren wird auch in diesem Teil eine kurze Einführung gegeben. Im Vorwort und im einführenden Essay zur Rezeption tschechischer Literatur wird auf die mangelnde und zufällige Präsenz tschechischer Autoren in deutschen Verlagen und Erwähnungen in der deutschen Presse hingewiesen. So stellt diese Kompilation sicherlich eine Aufforderung dar, die tschechische Literatur stärker wahrzunehmen. Rezensionen von Neuerscheinungen runden den Band ab.

nach oben

Josef Hruby DIE NETZE
Gedichte aus dem Tschechischen von Jana Hesová
Corvinus Presse, Welt Statt Berlin Band 8
mit einem Nachwort von Harald Gröhler ISBN 3-910172-69-5, DM 25,-

"Zwanzigmal habe ich begonnen, Prosa zu schreiben - immer ist es Lyrik geworden. Ich habe keine epische Ruhe! Immer habe ich eine lyrische Unruhe" Der vorliegende Band ist ein weiteres Ergebnis dieser 'lyrischen Unruhe'. Bereits äußerlich ist jedes dieser nur 303 numerierten, in Handarbeit gefertigte Exemplare umfassende Auflage schon etwas besonderes. Mit Bleilettern gedruckt, in japanischer Fadenbindung hält man es wie einen Schatz in den Händen und ist gespannt auf den Inhalt. Eine Kostprobe:

Die Gestalten

Er schaute auf Nezvals Finger
er hatte etwas dickliche
Halas schloß hinter sich die Tür
einiger Bibliotheken
Holan betonte:
Verstehen Sie? Ich heiße Vladimir
Jaroslav Seifert bekam durch die Frauen einen Schoß
einen singenden
Dafür lächelte Franz Kafka
plötzlich in Siremi
und wiederholte unentwegt:
Lies es nicht lies es nicht

Im Nachwort wird der lyrische und der weltliche Josef Hruby von seinem deutschen Kollegen, Harald Gröhler vorgestellt. Noch einmal der Dichter über sich: "Ich schreibe ein Gedicht manchmal in 5 Minuten; aber dazu sind 60 Jahe zuvor nötig gewesen."

nach oben

Zdenka Fantlová:
"IN DER RUHE LIEGT DIE KRAFT", SAGTE MEIN VATER
Weidle Verlag, Bonn 1999, 187 S. DM 42,-
zu bestellen unter Tel.: 0228 / 63 29 54

Zdenka Fantlová hat den Holocaust nur knapp überlebt, ein britischer Soldat rettete ihr nach der Befreiung des Lagers Bergen-Belsen am 15. April 1945 das Leben. Als Jüdin 1922 in Böhmen geboren, wurde sie 1942 nach Theresienstadt deportiert. Im Oktober 1944 kam sie nach Auschwitz- Birkenau und wurde "nach rechts" eingeordnet, also als "arbeitsfähig" nicht an Ort und Stelle dem Tod überantwortet. Im Januar mußte sie einen der "Todesmärsche" nach Groß-Rosen antreten. Von da ging es schließlich nach Bergen-Belsen.

Über fünfzig Jahre nach den Ereignissen hat Zdenka Fantlová ihre Geschichte aufgeschrieben und zunächst in Tschechien und nun auch in Deutschland veröffentlicht.

Nach einer knappen Darstellung ihrer gut behüteten Kindheit und Jugend berichtet sie in kurzen Abschnitten unliterarisch und schnörkellos über ihre Erlebnisse. Das Buch gibt keine detaillierte Auskunft über das Funktionieren der Lager, über Abläufe und Organisation; im Mittelpunkt steht das subjektive Erleben der Autorin: Ihr täglicher Kampf ums Überleben, der nicht selten von großem Glück begleitet wurde sowie die wenigen Momente, die den Schrecken abmilderten, wie Freundschaft oder ihre Mitarbeit am Tschechischen Theater in Theresienstadt.

nach oben

Sächsische Landeszentrale für politische Bildung (Hrsg.)
DEUTSCH- TSCHECHISCHE BEZIEHUNGEN. Arbeitstexte zur politischen Bildung
Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1998, 67 S.

In aller Kürze wird die Geschichte der deutsch- tschechischen Beziehungen von der gescheiterten Ausgleichspolitik bis zur deutschen Wiedervereinigung umrissen. Im Anschluß daran finden sich die Reden von Václav Havel und Roman Herzog vor dem jeweils anderen Parlament sowie die Deutsch- tschechische Erklärung über die gegenseitigen Beziehungen und deren künftige Entwicklung vom 21.Januar 1997. Den Abschluß bilden neben einer Zeittafel der gemeinsamen Geschichte die Verzeichnisse der Mitglieder sowie der Publikationen der Deutsch- tschechischen und deutsch- slowakischen Historikerkommission. Der Band kann kostenlos über die Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn bezogen werden.

nach oben

Ingeborg Berggreen-Merkel, Norbert Kraxenberger:
EUROPÄISCHE UNION, DEUTSCH- TSCHECHISCH
Bayrische Verwaltungs-schule / Bundesakademie für öffentliche Verwaltung im BM des Inneren
Bonn/ München 1998, 383 S. DM 36,-

Der 3. Band der Reihe T, Handbücher der Internationalen Rechts- und Verwaltungs-sprache, stellt zweisprachig ausführlich die rechtlichen Grundlagen der Europäischen Union vor. Die übersichtliche Darstellung - die deutsche und die tschechische Fassung werden einander direkt gegenübergestellt - gibt dem Handbuch eine über den Inhalt hinausgehende Funktion: Es bietet eine Reihe von Übersetzungsvorschlägen im Bereich der Verwaltungssprache und könnte helfen, die Kommunikation zwischen deutschen und tschechischen Fachleuten zu standartisieren und zu vereinfachen. Diesem Anspruch folgt auch der zehnseitige Glossar mit Fachbegriffen. Somit stellt dieser Band ein gutes Werkzeug für Dolmetscher und Übersetzer von juristischen und politischen Texten dar. Zu beziehen über Fax: 089 / 68 50 53

nach oben

Körper-Inszenierungen

Mila Haugová: Kahlfrieren. BONsai - typART, Berlin, 1998; aus dem Slowakischen von Ursula Macht. ISBN: 3-910183-36-0 (zu beziehen über den Verlag oder die Übersetzerin)

Mila Haugová: Das innere Gesicht. Edition Thanhäuser, RanitzDruck Nr. 8; Ottensheim an der Donau 1999; aus dem Slowakischen von Zdenka Becker. ISBN: 3-900986-40-1.
(zu beziehen auch über den Verlag: Christian Thanhäuser, Wallseestr. 6, A-4100 Ottenheim/Donau). (beide sind auch über den Buchhandel zu bekommen)

Mila Haugová ist die erste slowakische Dichterin, die es zu einem Buch in deutscher Sprache gebracht hat - und kurz darauf erschien das zweite. Mit gutem Grund: sie ist eine der faszinierendsten Dichterinnen in der Slowakei, und als Nachdichterin von deutscher, ungarischer, amerikanischer und gar altjapanischer Lyrik ist sie auch eine Frau von Welt.

 Ihre Lyrik hat ewtas Maßloses. Intimes Gespräch mit dem Absoluten will sie sein, zwischen Archetypischem und Göttlichem oszillierend, auf der Suche nach Ursprüngen: des Lebens, des Überlieferten, des sich immer wieder generierenden Seins. Dem Absoluten nähert sie sich im nicht mehr Aussprechbaren, das ist ihr Pathos.

Zwei Elemente ihrer Semantik durchkreuzen einander: das Kalte, Steinerne, glitzernd Scharfkantige und ewig -Eherne in Schattierungen von Grau, Weiß und Pastell, das verletzt wird von einem grellen Blutrot - der fast einzigen Farbe in dieser Lyrik, die das animalisch-Körperliche, Organische einbrechen läßt: Schnitte, Verletzungen, Schärfen, Schmerz, zugefügt dem menschlichen Körper. Haugovás Texte sind Körper-Inszenierungen, und dies von einer solchen Suggestivkraft, daß sie uns für einen Augenblick lang glauben machen, jenes archaische Raunen des Uranfangs zu vernehmen, das nur jenen zuteil wird, die sich dem zerstörerischen Paradox des Nicht-Sagen-Wollens, aber doch Sagen-Müssens ausliefern, wie Mila Haugová.

 Kein Wunder, daß gleich zwei Kleinverlage mit erlesenem Programm die aparte Mila für die deutschen Leser entdeckten: ein Berliner und ein Ottensheimer - denn diese Lyrik ist universal. Die Qualität der Übertragungen unterscheidet sich jedoch. Während Zdenka Becker, eine in Österreich lebende slowakische Schriftstellerin, in ihren eher unentschlossen daherkommenden Versionen mit der Komplexität dieser Lyrik und den intertextuellen Dimensionen zu kämpfen hat, gelang es Ursula Macht, einer promovierten Slowakistin und Übersetzungswissenschaftlerin aus Berlin, dem sprachschöpferischen Original mit durchgehender Exklusivität gerecht zu werden - Kahlfrieren ist ein Beispiel dafür, daß die Verbindung von Intuition, poetischer Kompetenz, Bildung und Reflexion die beste Voraussetzung ist, um einer wohl kleinen, aber deshalb nicht unbedeutenden Literatur in Europa angemessen Gehör zu verschaffen.

 Eine Überraschung besonderer Art bereiten in Das innere Gesicht die klaren Gedichte, die Haugová selbst in deutscher Sprache verfaßt hat, und einfach großartig sind die vier Original-Holzschnitte Christian Thanhäusers, die kühn mitschwingen in der brutalen Zärtlichkeit der Verse. Ludwig Hartinger, verdienstvoller Kenner und Verbreiter osteuropäischer Literatur, entspinnt in dem zurecht begeisterten Nachwort ein glänzendes Zwiegespräch mit Mila Haugová, taucht ein in das Spiel ihrer Worte, lebende Sprache, Verfeinerungen.
 (Ute Raßloff)

nach oben

MITEINANDER / SPOLECNE
Arbeitshilfe für deutsch-tschechische Jugendbegegnungen
(zweisprachig)

BDKJ-Bundesvorstand / Sektion Jugend der Tschechischen Bischofskonferenz (Hrsg.)
Verlag Haus Altenberg Düsseldorf
204 Seiten, Format 15,1 x 23 cm
Paperback, Düsseldorf 2000
ISBN 3-7761-0060-5
Preis 10,00 DM

Füreinander offen sein, miteinander etwas tun – so lässt sich die Intention dieser Arbeitshilfe in wenigen Worten umschreiben. Die zweisprachige Arbeitshilfe, gemeinsam herausgegeben vom Bundesvorstand des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und der Sektion Jugend der Tschechischen Bischofskonferenz, soll zu einer weiteren inhaltlichen Annäherung von jungen Christinnen und Christen aus Deutschland und der Tschechischen Republik beitragen.

Welches Verständnis und welche Tradition von kirchlicher Jugendarbeit gibt es in beiden Ländern? Welche Formen? Worin bestehen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede? Diese und ähnliche Fragen stehen im Mittelpunkt der Arbeitshilfe. Zudem gibt sie praktische Hilfestellung für Multiplikator/innen katholischer Träger in beiden Ländern, die bereits in der deutsch-tschechischen Jugendarbeit tätig sind oder sich in Zukunft in diesem Bereich engagieren wollen.

Zusammenfassend lässt sich die Arbeitshilfe als umfassend informativer und praktischer Ratgeber in der deutsch-tschechischen Jugendarbeit beschreiben:
Inhaltliches Kernstück sind zwei Grundsatzartikel zur kirchlichen Jugendarbeit in Deutschland und der Tschechischen Republik sowie Informationen zur Struktur der kirchlichen Jugendarbeit in beiden Ländern. Darüber hinaus gibt die Arbeitshilfe einen Einblick in die Geschichte der deutsch-tschechischen Beziehungen und informiert über die aktuellen Einstellungen und Werte von deutschen und tschechischen Jugendlichen. Mehrere Berichte erzählen von konkreten Erfahrungen im deutsch-tschechischen Jugendaustausch, wodurch die Leser/innen zugleich Anregungen zur methodisch-inhaltlichen Gestaltung einer eigener Begegnung erhalten. Eine Checkliste zur Vorbereitung eines Jugendaustausches, ein Adress- und Literaturverzeichnis sowie ausführliche Informationen zu Förder- und Antragsverfahren und zu relevanten, rechtlichen Bestimmungen beschließen die Arbeitshilfe.

Die Herausgabe der Arbeitshilfe wurde finanziell gefördert durch das Koordinierungszentrum für deutsch-tschechischen Jugendaustausch TANDEM in Regensburg und durch den Katholischen Fonds für weltkirchliche und entwicklungsbezogene Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit KOOPERATION FÜR EINE WELT in München.
Renovabis hat die Arbeit des Redaktionsteams durch die Mitarbeit seiner Beraterin auf Zeit unterstützt.

nach oben

Deutsch - Tschechischer / Cesko -Nemecký Almanach 2000
Hrsg. Peter Becher, Ivan Binar, München 2000, ISBN 3-9805378-6-2

Der Münchener Adalbert-Stifter Verein hat gemeinsam mit dem tschechischen PEN-Club Prag einen zweiten zweisprachigen Almanach tschechischer und deutscher Literatur herausgegeben. Tschechische und deutsche Prosa und Lyrik der vergangenen Jahre, zunächst jeweils im Original, gefolgt von der Übersetzung geben einen Überblick über das literarische Geschehen in Tschechien. Die deutschen Autoren sind weniger für die deutsche Literatur repräsentativ, als für Literatur deutscher Autoren mit Bezug zu Tschechien bzw. Mitteleuropa. Deswegen sprechen auch die beiden Herausgeber von einer „literarischen Grenzziehung“, die „einen Horizont mitteleuropäischer Befindlichkeiten“ markiert. Hier wird nicht, wie noch vor Jahren, der Anspruch erhoben, Grenzen zu durchbrechen, sondern Gemeinsamkeiten aufzuzeigen und einzugrenzen.

Neben Prosa und Lyrik runden Essays das literarische Spektrum ab. Fotos aus München und Ostrau, die ihrerseits Befindlichkeiten einfangen, lockern den Band auf, bringen eine weitere, optische, Dimension hinein. Abgeschlossen wird der Almanach von einer Deutsch-Tschechischen Bibliographie übersetzter Literatur in den 90er Jahren. Einige vertretene Autoren: Jiri Krachtovil, Eda Kriseová, Ludvik Vaculik, Ivan Binar, Josef Hrubý.

nach oben

Sylvia Schroll-Machl & Ivan Nový:
Perfekt geplant oder genial improvisiert?: Kulturunterschiede in der deutsch-tschechsichen Zusammenarbeit
Rainer Hampp Verlag München und Mering 2000, ISBN 3-87988-451-X; Euro 24.80

Das deutsch-tschechische Autorenteam beschäftigt sich seit Jahren mit „Interkultureller Kommunikation“ und führt insbesondere Trainings und Seminare für Deutsche und Tschechen durch, die auf lange Sicht erfolgreich miteinander arbeiten wollen.

In dem Buch werden die Unterschiede zwischen Tschechen und Deutschen in den Bereichen Arbeitsweise, Umgang mit Konflikten, Problembewältigung, Trennung von Beruf und Privatleben u.a. aufgezeigt. Es werden auch Maßnahmen angeführt, die Missverständnisse frühzeitig vermeiden helfen.

Die deutsche Ausgabe ist auf den deutschen Leser zugeschnitten, die tschechische auf den tschechischen. Das gemischte Autorenteam gewährleistet jedoch, dass nicht nur aus deutscher Sicht geschrieben wird. Sehr deutlich werden Probleme von Tschechen mit deutschen Verhaltensweisen angesprochen, so dass der deutsch Leser seine Gewohnheiten aus einer anderen Sicht betrachten und so reflektieren kann.

nach oben