Die Koalition
unter MP Dzurinda
Bei den Wahlen am 25.9.1998 gelang es den Parteien, die gegen Meciar angetreten
waren, bei einer Rekordwahlbeteilung von 84% über 60% der Stimmen zu
gewinnen- eine verfassungsändernde 3/5 Mehrheit.
Seitdem bilden die slowakische Demokratische Koalition (SDK ein loser
von Meciars Wahlgesetz erzwungener Zusammenschluss von KDH, DU, SDSS, Grünen,
DS), die Partei der demokratischen Linken (SDL), die Ungarische Koalition
(SMK) und die Partei der Bürgerverständigung (SOP-Schuster) eine
bunte - linke und rechte Tendenzen - umfassende Regierung unter Ministerpräsident
Dzurinda (SDK). Bedeutsam ist, dass erstmals die Partei(en) der ungarischen
Minderheit in der Regierung vertreten ist.
Schwerpunkte des Regierungsprogramms
der Regierung Dzurinda waren und sind:
I ntegration in die euro-atlantischen Strukturen: EU, NATO, OECD.
Die Aufnahme in die OECD ist am 14.12.2000 erfolgt; der Nato-Beitritt
findet in 2 Wochen - übrigens ohne Widerstand Russlands - am 2.April
statt.
Krönung ist der Beitritt zur EU zum 1.5.
Unerwartet große Erfolge in kurzer Zeit!
Weitere Ziele:
- Verbesserung der Beziehungen zu den Nachbarn, insbesondere Ungarn, Tschechien.
Ausbau der rechtsstaatlichen Strukturen
- Gesundung der Staatsfinanzen durch Verringerung der hohen Defizite des
Haushalts und der Leistungsbilanz
- Restrukturierung der Wirtschaft, insbesondere des Bankensektors, Transparenz
bei der Privatisierung, Öffnung für Auslandsinvestitionen
Nach der Wiederwahl 2002:
Die entschlossene Modernisierung des Steuerrechts und der Sozialsysteme,
sowie die Sanierung des Haushalts mit dem Ziel, 2008 der Eurozone beizutreten.
Eine neue Außenpolitik
Außenpolitisch hat die Regierung Dzurinda erfolgreich gewirkt. Die
Beziehungen zu Tschechien sind normalisiert sogar mit freundschaftlichem
Unterton, nachdem alle, auch die finanziellen Probleme aus der Teilung
geregelt wurden.. Das Verhältnis zu Ungarn ist weitgehend entspannt,
wenn auch immer wieder Irritationen entstehen, wie bei Durchführung
des slowakischen Sprachengesetzes oder der Verwaltungsreform, welche die
Einrichtung von Bezirken mit mehrheitlich ungarischstämmiger bewusst
vermied. Die Irritationen durch das ungarische Statusgesetz von 2003 konnten
durch Dzurindas Einsatz entschärft werden: Die Förderung der
jeweiligen Minoritäten - also der ungarischen in der Slowakei und
der slowakischen in Ungarn - erfolgt im Rahmen des bilateralen Nachbarschaftsvertrages
von 1995, der weitgehend dem Modell für Minderheitenschutz des Europarates
entspricht.
Die Brücke zwischen Stupova und Esztergom über
die Donau, die seit dem Ende des 2. Weltkrieges zerstört war, ist
endlich wieder errichtet auch mit EU-Hilfe! Nach über 50 Jahren
mehr als ein Symbol!
Polen, Tschechien, Ungarn und die Slowakei formen die Visegrad-Gruppe,
benannt nach der beindruckenden Ruine des Königsschlosses Visegrad
am Knie der Donau. Ursprünglich gedacht zur gemeinsamen Reaktion
auf befürchtete Einflussnahmen der SU/RussF. Eine wesentlich verstärkte
regionale Zusammenarbeit hat sich bisher nicht entwickelt. Visegrad dient
vielmehr als - Koordinierungsforum - der Partner bei den Verhandlungen
mit der EU für den Beitritt. Beim letzten Treffen am 1.10.2003 auf
der tschechischen Burg Dobris gelang es jedoch nicht, eine gemeinsame
Erklärung zur Regierungskonferenz (EU Verfassungs Entwurf) zu verabschieden.
Sie sind jedoch einig beim Prinzip: Ein Land ein Kommissar, für
eine rotierende Präsidentschaft und gegen eine EU-Verteidigungsbündnis
in Konkurrenz zur NATO.
Letzteres macht deutlich, dass sie ihre Sicherheit durch die NATO gewährleistet
sehen, wo die USA der entscheidende militärische Faktor ist.
Im Vorfeld des NATO-Beitritts hat die slowakische
Regierung NATO-Operationen in Ex-Jugoslawien mitgetragen - auch gegen
Proteste in der Bevölkerung. Die Umstellung der Streitkräfte
nach dem Membership Action Plan des Prager NATO-Gipfels ist im Gange (Verkleinerung,
Professionalisierung, erhöhte Mobilität, Einsatzfähigkeit
und NATO-Kompatibilität). Das slowakische Parlament hat im April
2003 als erstes der Eingeladenen Kandidadaten dem Beitritts
Dokument zugestimmt in einer unkontroversen Debatte.
Beachtlicher internationaler Einsatz der slowakischen
Streitkräfte - über 800 Soldaten: im UN-Bereich (z.B. UNICYP),
NATO (SFOR, KFOR), und Einsätzen in Afghanistan -Enduring - und Iraqui
Freedom (85 Pioniere im polnischen Sektor zur Minen- und Munitionsbeseitigung).
Die Beteiligung der slowakischen Regierung an dem kontroversen Brief der
8 an Präsident Bush zur Unterstützung der amerikanischen Irakpolitik
zeigt, dass sie ihre Sicherheit letztlich durch die USA gewährleistet
sieht.
Der Beitritt der Slowakei zur EU ist in einem beispiellosen
Parforce-Ritt- vom Spätstarter zur Spitzengruppe - durch die 31 Kapitel
der Verhandlungen geleistet worden. Der Beitritt, wichtigstes von Regierung
und Bevölkerung - wurde in einem Referendum am 16/17.5.2003 - bei
einer Wahlbeteiligung von 52,15% - mit 92,46% Ja-Stimmen angenommen.
Die Regierung Dzurinda hat es in kurzer Zeit geschafft. die Kopenhagener
Kriterien zu erfüllen:
-institutionelle Stabilität (Demokratie, Menschenrechte,
Minderheitenschutz)
-eine funktionsfähige Marktswirtschaft , die den Wettbewerbsdruck
und den Marktkräften in der Union standhält
-Fähigkeit zur Übernahme der Pflichten der Mitgliedschaft (Aquis
communitaire)einschließlich dem Einverständnis mit den Zielen
der Politischen Union sowie der Wirtschafts- und Währungsunion.
Auf die funktionsfähige Marktswirtschaft
gehe ich näher ein.
Von der Plan- zur Marktwirtschaft
Das schwierigste Problem in den meisten Transformationsstaaten ist die
Umformung der früheren Planwirtschaft in eine Marktwirtschaft. Die
Ausgangslage in der Slowakei war besonders schlecht. Sie wurde erst Anfang
der 50er Jahre industrialisiert mit Schwerpunkt Metallurgie, Energie,
Chemie und Rüstungsindustrie. Sie galt als eine Waffenschmiede des
Warschauer Paktes. Diese Schwerindustrie kam nach der Wende praktisch
zum Erliegen. Zweiter Nachteil war, dass Meciar die Privatisierung meistens
durch Management buy out durchführte, um slowakische
Unternehmer zu fördern. Abgesehen von der Bevorzugung von Parteifreunden
erwies sich als großer Nachteil: die Unternehmen erhielten durch
diese Art der Privatisierung weder neues Kapital noch Innovation.
Auslandsinvestitionen wurden eher entmutigt.
Die Regierung Dzurinda hat eine entscheidend neue
Politik durchgesetzt:
-Privatisierung von staatlichen Unternehmen in transparenter Weise
-Sanierung und Privatisierung der überschuldeten Banken als wichtige
Voraussetzung der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung
-deutliche Anreize für Auslandsinvestitionen
-Verringerung von Beihilfen und Subventionen
-Deregulierung administrativer Preise, vor allem bei Mieten, Energie,
öffentlichem Nahverkehr.
Diese Politik, die zum großen Teil von der EU im Rahmen der Beitrittspartnerschaft
vorgegeben wurde, ist mit großen Anpassungen und sozialen Härten
verbunden, die alles andere als populär sind. Die unmittelbaren Effekte
sind für weite Teile der Bevölkerung zunächst negativ,
nämlich erhöhte Arbeitslosigkeit in benachteiligten Regionen,
vor allem in der Mittel- und Ostslowakei sowie Verlust an realer Kaufkraft.
Während die Region um die Hauptstadt Pressburg, deren Einkommen schon
den EU-Durchschnitts erreicht, boomt, und ihr Arbeitsmarkt leergefegt
ist, gibt es in den ärmeren östlichen Regionen Arbeitslosenraten
von 25% und mehr.
Die wirtschaftlichen Erfolge sind durchaus eindrucksvoll: Die erheblichen
Defizite des Haushalts und der Leistungsbilanz sind verringert worden
und zeigen fallende Tendenz, liegen aber noch über den Maastricht
Kriterien. Wichtiger Pluspunkt ist die beindruckende Erhöhung der
Auslandsinvestitionen. Das ist nicht nur ein Vertrauensbeweis in die Zukunft
der Slowakei , sondern bringt vor allem frisches Geld und know how. Und
das führt zu mehr Arbeitsplätzen.
Deutschland ist übrigens wichtigster Investor, zugleich als größter
Importeur und Exporteur bedeutendster Handelspartnerder Slowakei. Die
wichtigsten deutschen Investoren sind: Volkswagen, Deutsche Telekom, Siemens,
Reemtsma, Sauer-Sundstand, Degussa, Hypo -Vereinsbank, Leonie-Autokabel,
Nordzucker, Allianz.
Die EU-Kommission bescheinigt der Slowakei in ihrem
letzten Fortschrittsbericht vom 8.11.2002, dass sie eine funktionierende
Marktwirtschaft hat, die mittelfristig in der Lage sein dürfte, dem
Wettbewerbsdruck innerhalb der Union standzuhalten, wenn die geplanten
Reformen umgesetzt und um weitere ergänzt werden.
Reformpolitik ist nicht populär
Um so erstaunlicher ist, dass Dzurinda 2002, zwar geschwächt durch
die Veränderung der Parteienlandschaft und Verluste bei den Parlamentswahlen
- wieder die Regierung bilden konnte fast einmalig in den
Transformationsländern, wo Reformregierungen regelmäßig
abgestraft wurden.
Die 2. Regierung Dzurinda hat das Reformtempo sogar
noch gesteigert - besonders unter Einfluss von Finanzminister Ivan Miklos
(43). Seine Steuerreform ist einzigartig, Ähnlich radikal ist die
Reform der sozialen Sicherungssysteme: Gesundheit und Renten sowie die
des Arbeitsmarktes.
Die Steuerreform
Am 1.1.2004 trat das Steuerreformpaket 2004 bis 2006 in Kraft. Die letzte
bedeutende Steuerreform war vor zehn Jahren im Zuge der Wende vollzogen
worden. Viele Novellierungen hatten zu einer Verkomplizierung geführt,
was in der Bevölkerung als ungerecht empfunden wurde und daher zur
Steuerumgehung verleitete.
Ziele dieser neuen Steuerreform sind:
* maximales Maß an Gerechtigkeit bei der Besteuerung
* die Neutralität von Steuer in Bezug auf wirtschaftliche Entscheidungen
und Rechtsformwahl zu erreichen.
* Einkommen sollen in der Zukunft nur einmal und zwar bei der Entstehung
besteuert werden. Doppelbesteuerungen von Gewinnen, insbesondere durch
die Besteuerung von Ausschüttungen an Gesellschafter einer Körperschaft
sollen ausgeschlossen werden.
Die Steuerreform wird vor allem durch das neue Einkommen
und Körperschaftssteuergesetz-geprägt:
* Für natürliche und juristische Personen
wurde ein einheitlicher Steuersatz i.H.v. 19% eingeführt (bisher
progressive Steuersätze bis zu 38 Prozent).
* Körperschaftssteuer wurde vom bisherigen 25 Prozent um 6 Prozent
gemindert.
* Allgemeines Ziel der Steuerreform ist die Übertragung der Steuerlast
auf indirekte Steuern. Infolgedessen wurde der MwSt. Satz vereinheitlicht
und auf die gleiche Höhe von 19% festgelegt.
* Abschaffung einiger Steuern wie Erbschaft- und Schenkungssteuer.
* Gründe: einerseits niedrige Steuererträge, anderseits wurden
Schenkungs- und Erbschaftssteuer auf bereits besteuerte Vermögen
erhoben.
* Dividenden sind nicht mehr Gegenstand der EStG und der Körperschaftssteuer
* die Grunderwerbsteuer sinkt auf 3 %. Es wird geplant, sie 2005 völlig
abzuschaffen.
* keine Gewerbe-, Vermögens- und Kirchensteuer.
* Um Aufkommensneutralität zu erzielen, wurden ermäßigte
Mehrwertsteuersätze abgeschafft und Verbrauchssteuern auf Tabak,
Öl und alkoholische Getränke erhöht.
Bei der Gesundheitsreform geht es um
* den Abbau überzogener Nachfrage
* die Einführung von Gebühren für Rezepte, für Arzt
und Krankenhausbesuche
* Verminderung des Überangebots von Hospitalbetten
* die Einführung strikter Budget- und Kostenkontrolle
Das Rentensystem wird schrittweise
auf drei Säulen gestellt:
-Erlöse aus der Privatisierung staatlicher Unternehmen sollen zum
Aufbau eines Kapitalstocks verwendet werden, um die Probleme beim Übergang
vom reinen Umlagesystem zu verringern.
-Erhöhung des Renteneintrittalters von 60 auf 62, auch für Frauen.
-Anreize dafür, noch länger zu arbeiten, um die Nachhaltigkeit
des Systems zu verbessern.
Flexibilisierung des Arbeits-
und Sozialhilferechts:
-die nationale Arbeitsverwaltung wurde zum 1.1.2004 aufgelöst; Arbeits-
und Sozialämter wurden zusammengefasst und direkt dem Arbeitsministerium
unterstellt.
-der Kündigungsschutz und die Überstundenbegrenzung wurden gelockert.
-Verringerung der Sozialhilfe (auch wegen vermuteten Missbrauchs) bis
unter Armutsgrenze; aber Wohnungszuschüsse und Kindergeld).
-dafür Anreize zur Teilnahme an Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen,
-Lohnkostenzuschüsse für die Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen
die erheblichen sozialen Härten sollen durch steuerliche Entlastung,
Subventionen sowie durch Förderung von Familien mit Kindern aufgefangen
werden.
Die Bildungsreform soll noch 2004 verabschiedet werden,
um die Slowakei auf den Weg zur Wissensgesellschaft zu bringen
Sie können ermessen, dass diese außerordentlich
umfassenden Reformen neben großen sozialen Härten auch Unsicherheiten
birgt, enorme Anpassungen erfordern und daher auf heftigen Widerstand
stoßen - wie wir das ja auch bei uns kennen.
Leider ist die Regierung nicht geschickt genug, ihre Politik verständlich
zu machen, so dass die durchaus beachtlichen Erfolge von der Bevölkerung
kaum anerkannt werden, zumal sie nicht kurzfristig zu fühlbaren Verbesserungen
führen. Staatspräsident Schuster hat - angeblich wegen sozialer
Härte mehrmals Gesetze zu blockieren versucht, wurde jedoch
immer vom Parlament überstimmt.
In den Parlamentswahlen vom 20./21.9. 2002 wurde die
Regierung knapp- bestätigt. Dzurinda konnte am 16.10. ein neues
Kabinett bilden, dass sich auf folgende Parteien stützt:
-Slowakische Christdemokratische Union (SDKU) Dzurinda- jetzt 22 Sitze
-Block der Ungarnparteien (SMK) Bugar- 20 Sitze
-Christdemokratische Bewegung (KDH) Hrusowski 15 Sitze
-Partei des Neuen Bürgers (ANO) Rusko 12 Sitze
Die Opposition bilden:
-die Bewegung für eine Demokratische Slowakei (HZDS)-Meciar, 26 Sitze
-Richtung (SMER) Fico, 25 Sitze
-Kommunistische Partei (KSS) 10 Sitze.
Neu ins Parlament zogen:
die Partei Ficos, -(vorher LDS),
-die Kommunisten (KSS), die wohl Teile der ZRS und der LDS beerbt haben
An der 5% Klausel scheiterten:
- die sozialistische LDS Migas, 1998 :14.6%
- die Partei der Bürgerlichen Verständigung (SOP) Schuster,
1998: 8%
- die slowakische Nationalpartei (SNS) 1998: 9%.
Seit den Wahlen 2002 hat
sich die Parteienlandschaft weiter verändert:
Meciars HZDS hatte bereits durch Absprung seines langjährigen Vertreters
Gasparovic 2002 eine Spaltung erfahren müssen. 2003 verließen
9 Abgeordnete unter dem Vizevorsitzenden Tcac die Fraktion der HZDS und
gründeten am 3.5. 2003 die Volksunion (LU).
Schlimmer traf es die Regierungsparteien:
- im Spätsommer traten drei Abgeordnete aus der ANO - Fraktion aus,
- im Dezember 2003 verließen 7 Abgeordnete die SDKU um den von Dzurinda
entlassenen VM Simko und gründeten das Freie Forum.
Ergebnis: Dzurinda
verfügt nur noch über 69 von 150 Abgeordneten, hat damit seine
Mehrheit verloren, muss sich also jeweils eine Mehrheit suchen. Das ist
ihm bisher gelungen: für so wichtige Gesetze wie die Steuerreform,
die Restprivatisierung und den Staatshaushalt 2004.
Diese Skizze der Parteienlandschaft kein System
- zeigt einen kritischen Grad der Volatilität, also geringer Stabilität:
- die demokratische Unterfütterung durch eine Zivilgesellschaft ist
schwach ausgebildet
- es fehlen klassische integrationsfähige Volksparteien
- die linken Kräfte sind zersplittert
- auch der christlich-demokratischen Mitte fehlt Integrationskraft
- Führerpersönlichkeiten mit Ausstrahlung bzw. Populismus spielen
ein schillernde und häufig wechselnde Rolle; sind eher Bewegung als
Partei (z. B. Meciar, Slota, Fico).
Diese Instabilität wird auch beim Kampf um die
Wahl des Staatspräsidenten deutlich. Der erste Wahlgang findet in
2 Wochen - am 3.April. statt.
Die Regierungskoalition konnte sich nicht auf einen
Kandidaten einigen. Neben AM Kukan vom liberalen Flügel der SDKU
kandidiert Miklosko (KDH), der von der Ungarischen Koalition unterstützt
wird. Staatspräsident Schuster stützt seine Kandidatur - nicht
auf eine Partei - sondern auf Wählerunterschriften. Meciar kandidiert
für die HZDS und sein langjähriger Vertreter Gasparovic für
seine junge, kleine Bewegung für die Demokratie,
die 2002 an der 5%-Klausel gescheitert war; er wird auch von SMER unterstützt.
Weitere 9 Kandidaten zeigen die Zersplitterung.
Kukan und Meciar haben die beste Aussicht in die zweite
Runde zukommen (17.4), in der Kukan dann wohl gewinnen wird.
Besondere Spannung erhält die Wahl durch ein
gleichzeitiges Referendum, das von SMER dem Populisten Fico - initiiert
wurde. Verlangt werden vorgezogene Neuwahlen des Parlaments, wobei eine
mindest 50%ige Wahlbeteiligung erforderlich wäre.
Falls sich tatsächlich die Mehrheit dafür aussprechen würde,
ist der Gang zum Verfassungsgericht vorgezeichnet, da unklar ist
so jedenfalls die Regierungskoalition - , ob ein solches Referendum bindend
wäre.
Wer auch immer die Regierung weiterführt, steht
trotz beeindruckender Erfolge - vor großen Problemen:
* die hohe Arbeitslosigkeit in der Mittel und vor
allem der Ost-Slowakei, deren Bekämpfung auch eine stärkere
Regionalpolitik verfordert. Die beachtliche Steigerung der Auslandsinvestitionen
geht noch am Osten vorbei auch weil dort die Infrastruktur schlechter
ist fehlende Autobahnverbindung, veraltetes Schienennetz.
* Zu hoffen ist, dass, durch weitere Auslandsinvestitionen, - die Slowakei
ist ein interessanter Standort geworden - zu weiterhin überdurchschnittlichen
Wachstumsraten führen sie liegen bis zu 2% über EU-Durchschnitt
- -und damit zur graduellen Verringerung der Arbeitslosigkeit (starke
Konzentration auf KfZ: VW, Peugeot-Citroen und neuestens Hyundai in Zilina).
* die dramatisch schlechte soziale Lage der Roma.
Während die öffentliche Meinung noich häufig diskriminiert,
tut die Regierung inzwischen Einiges, sie bedarf jedoch der europäischen
Hilfe, zumal die Probleme in Ungarn und insbesondere in Rumänien
vergleichbar sind.
* die anhaltende Korruption, die natürlich auch auf der noch schwachen
Stellung der Rechts und vor allem auf der schlechten Bezahlung des öffentlichen
Dienstes, insbesondere der Polizei beruht.
Insgesamt jedoch überwiegen
die Fortschritte deutlich!
Der Beitritt der Slowakei zusammen mit ihren Nachbarn,
den anderen Visegradstaaten, ist ein großer Schritt hin auf die
Einheit Europas, die Stabilisierung der wirtschaftlichen und politischen
Verhältnisse in Mitteleuropa. Die Slowaken sind Teil des historischen
und kulturellen Europas und wollen nach Jahren erzwungener Trennung dazugehören.
Dies ist für uns alle ein Gewinn, gerade auch für uns Deutsche,
die wir jetzt erstmals in unserer Geschichte von befreundeten Nachbarn
umgeben sind.
Wir können sogar von den mutigen Reformen in der Slowakei lernen!
Von den Steuerreformen könnten wir uns etwas abschneiden! Sie sind
auch ein Ansporn für Reformkräfte in der EU.
Die Slowakei ist eine Reise wert
Die Beziehungen zwischen Deutschland und der Slowakei
sind freundschaftlich und waren auch kulturell immer eng. Schon im 13.
Jahrhundert holten die ungarischen Könige Siedler aus deutschen Landen
in die Slowakei - als Bauern, Handwerker und Bergleute. Die Karpatendeutschen,
die zum Ende des Krieges zurückgeführt oder nach dem Krieg vertrieben
wurden, sind heute eine Brücke zwischen Deutschland und der Slowakei.
Zu den knapp 10.000 in der Slowakei verbliebenen gehört auch der
jetzige Staatspräsident Dr. Rudolf Schuster.
Die Zips im Nordosten, die Bergbaustädte Schemnitz-(Silber),
Kremnitz (Gold) und Neusohl (Kupfer) in der Mittelslowakei sowie die Umgebung
von Pressburg waren Schwerpunkte deutscher Besiedlung. Zeugnisse dieser
Kultur, die mit Polen, Ungarn, Slowaken und Juden einen fruchtbaren Austausch
pflegte, sind gerade in Architektur und Kunst auch heute noch zu bewundern.
Es lohnt sich, Levoca, das slowakische Rothenburg, mit ausdrucksvollen
gotischen Schnitzaltären von Meister Paul zu besuchen, die evangelische
barocke Holzkirche in Kezmarok oder den Elisabethdom in Kauschau zu bestaunen.
Mit deutscher Hilfe aus dem Transform-Programm wurde das Konzept einer
Strasse der Gotik entwickelt, das Architektur, Landschaft
und Tourismus umfasst. Die liebevoll restaurierte Altstadt von Pressburg
hat europäische Atmosphäre. Ein Besuch der Weinberge und Kellereien
an der Südseite der Kleinen Karpaten ist ein Genuss, zusammen mit
einer Gänseleber.
Europa wächst zusammen nicht nur durch Vorträge oder
Verträge , sondern auch durch persönliches Kennenlernen.
Besuchen Sie die Slowakei AHOJ!
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